Körpersprache
Frauen neigen eher zu einer unterwürfigen Körperhaltung, schlagen beispielsweise die Beine im Sitzen übereinander. Männer dagegen demonstrieren mit breitbeiniger Haltung eine Form von Macht.
Wir erinnern uns noch gerne an den Nachmittag, an dem uns Angelo Conti, ein großartiger Travestiekünstler, ein wenig über weibliche Körpersprache unterrichtete. Er betonte die korrekte Sitzhaltung, die überschlagenen oder aneinander gepressten Beine und sah in die Runde. Fast alle anwesenden Transfrauen hatten solch eine Haltung eingenommen. Die vier anwesenden Zisfrauen – alle über jeden Verdacht der Transmännlichkeit erhaben – saßen dagegen alle mit breit gespreizten Beinen da.
Geschlechter-Parodie setzt nicht voraus, dass es ein Original gibt, das diese parodistische Identität imitiert. Zudem ist die Geschlechtsidentität eine Norm, die niemals vollständig verinnerlicht werden kann (Judith Butler, 1990; Das Unbehagen der Geschlechter, S. 203 u. 207).
Es gibt eine physiologisch richtige und gesunde Körperhaltung. Und diese gilt für alle Geschlechter.
Eine aufrechte Haltung vermittelt Selbstsicherheit und wirkt überzeugend auf das Gegenüber, allerdings nur, wenn sie mit lockeren Bewegungen einhergeht. Wer "stocksteif" geht, hinterlässt den Eindruck, er sei unfähig zur Spontaneität. Stelle dir vor, dir wäre am höchsten Punkt deines Kopfes eine Schnur befestigt und dein Körper würde an dieser Schnur nach oben gezogen. Ein nach vorne gekrümmter Hals verweist meist auf eine Dressur oder die Angst vor Schlägen, aber nicht "feminines" Einfühlungs- und Anpassungsvermögen.
Geschlechtsstereotype Abweichungen von der richtigen Körperhaltung bilden nicht die Grundlage einer guten Geschlechtsdarstellung, sondern von Haltungsschäden. Die Bewegungen, die Models am Laufsteg präsentieren, das Hochziehen des Beckens über dem nicht belasteten Bein, sind genau so wie die fast gelähmten Hüften von Western"helden" Artefakte, nicht aber alltagstauglich.
Eine aufrechte unverkrampfte Haltung, Gehen mit gutem Bodenkontakt, parallelen Füßen und offenem Blick sind die Grundlage, die oft erst wieder entwickelt werden muss, bevor darüber mit geschlechteter Koketterie gespielt werden kann.
Stereotyp 1: Die Diener der Macht
Soweit gesellschaftliche (Ohn-)Machtpositionen an das Geschlecht geknüpft sind, werden entsprechende Körperhaltungen mit dem Geschlecht assoziiert. Dazu zählen:
Männer mimen überlegene Gelassenheit, nehmen viel Raum ein, machen sich breit. Ihre eher vom Körper weg gerichteten Gesten symbolisieren oft Aggressionsakte. Beim Zuhören sehen sie die Redenden nicht direkt an. Zugleich kann in Konflikten Dominanz durch unbeirrtes Anstarren kommuniziert werden. Wie bei Tier-Primaten kann Anstarren als Drohgebaren eingesetzt werden.
Frauen werden durchweg als kleinere, zierlichere, schwächere, jüngere, kraftlosere Wesen dargestellt. Selbstberührungen, verschämte Blicke und Posen signalisieren Unsicherheit, Ängstlichkeit und Hilfsbedürftigkeit. Macht wird ihnen nur in Form appellativer, also indirekt wirkender Macht zugestanden.
Beim Zuhören neigen sie sich nach vorne und nicken öfter. Beim Sprechen, Zuhören und in Schweigepausen halten sie Blickkontakt öfter aufrecht.
Frauen neigen eher dazu den Blick abzuwenden, wenn sie angestarrt werden. Wenn Frauen und Männer aneinander vorübergehen stellen 71 % der Männer aber nur 43 % der Frauen Blickkontakt her.
Stereotyp 2: Die Emotionen
So wie die Sphäre der Macht als hierarchisch pseudorationale Struktur organisiert ist, werden aus ihr Emotionen ausgeschlossen.
Männer werden darin als Wesen konstruiert, die selbstbewusst Kraft und Härte demonstrieren. Sie starren mit ausdrucksloser Miene, bedrohlich-aggressiv oder verächtlich-abwertend oder richten den Blick in unbestimmte Ferne. Ihre Körper erscheinen steifer. Sie selbst zeigen sich dabei oft unsensibel gegenüber nicht-verbaler Kommunikation. Männer lächeln nicht unmotiviert.
Frauen zeigen dagegen eher unbekümmert ihre Gefühle. Ihr Schritt ist spielerisch bis verführerisch wiegend. Ihre Gestik ist deutlich aktiver, dabei aber eher zum eigenen Körper hin bezogen als bei Männern.
Frauen erlauben mehr Nähe gegenüber Menschen ihres eigenen Geschlechts, als Männer. Frauen senken ihren Blick häufiger, wenn sie von Männern angesehen werden. Telefonate beginnen sie häufiger mit "erfreut" hoher Stimme, senken diese aber bald ab, wenn sie mit einer Frau sprechen.
C. G. Jung, ein Vertreter des klassischen Sexismus hat hiezu festgestellt: “Was für die Frau die Laune ist, ist für den Mann die Meinung.“ Beides ist kaum fundiert, das eine resultiert im Wesentlichen aus Gefühlen in der Kommunikation, das andere aus Gedanken von Autoritäten. Damit ist das Ausdrucksspektrum der klassischen Geschlechtsrollen umrissen.
Links
Ein Lehrgang des männlichen Gangs für Männer.
Gegenüberstellung: Männlicher und weiblicher Gang