Stimme
Die Stimme sagt meist mehr über die Sprechenden als diese durch das Gesagte vermitteln wollen: Stimmungen, Haltungen und Persönlichkeit werden erbarmungslos offengelegt. Das Geschlecht wird vor allem durch die Sprachmelodie, den Tonfall und die Stimmhöhe erkannt. Die Tonhöhe weicht zwischen Männern und Frauen nur um drei bis vier Töne ab. In weiten Bereichen überlagern sich die Stimmhöhen der beiden Geschlechter. Der tiefere Klang der männlichen Stimme resultiert aus stärkeren Resonanzen im Brustkorb.
TransGender-Personen machen immer wieder den Fehler, in kritischen Situationen zu leise zu sprechen. Dadurch legen sie vor allem ihre Unsicherheit offen. Der Inhalt des Gesagten und die angestrebte Geschlechtsposition bleiben jedoch in der Regel unverstanden. Eine deutliche und klare Aussprache, betonte Konsonanten und akzentuierende Sprechpausen signalisieren dagegen eine Selbstsicherheit, die jede Skepsis am Geschlecht der SprecherIn absurd erscheinen lässt.
Die monotonere männliche Stimmführung unterscheidet sich deutlich von der melodiöseren weiblichen, bei der die Stimmhöhe am Wortende häufiger angehoben wird. Die Stimmhöhe hängt nicht nur vom Sprechenden, sondern auch vom Angesprochenen ab: So sprechen etwa Frauen, die sich mit Männern unterhalten, höher und zurückhaltender als in reinen Frauengruppen.
Transmänner können aufgrund der Hormoneinnahe eine Stimmsenkung erwarten. Androgene führen zu einer Massenzunahme der Stimmlippen und damit zu einer in der Regel von den Betroffenen als ausreichend empfundenen Virilisierung der Stimme.
Bei Transfrauen wird die Stimme durch Hormone nicht verändert. Operationen zur Anhebung der Stimme sind möglich aber problematisch. Operative Eingriffe zur Änderung der Stimmhöhe sollten jedenfalls erst in Betracht gezogen werden, wenn alle logopädischen Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Schließlich gewährleistet die veränderte Stimmhöhe auch kein gutes Passing, solange die Stimmführung nicht angepasst wird.
Sprach- und Gesangstrainer bieten zum Teil spezielle Kurse für TransGenders an, in denen diese lernen, ihre Persönlichkeit in passender Stimme auszudrücken. Einige LogopädInnen (StimmbildnerInnen) haben eigene Programme für Transsexuelle entwickelt. Nach akribischer Messung des Stimmpotentials werden individuelle Übungen zur Ausbildung von Konnotation, Modulation und Sprachmelodie erarbeitet.
Der Erfolg des Stimmtrainings hängt vor allem vom üben ab. Durch die Verwendung der "neuen" Stimme im Alltag wird diese gefestigt.
Die Kosten für die Logopädie werden nur nach Überweisung durch eine HNO Ärztin von den Krankenkassen übernommen. Die "Geschlechtsidentitätsstörung" wird nicht als Begründung akzeptiert. Daher muss ein anderer Grund wie z.B. eine Überlastung der Stimme, am besten im beruflichen Kontext, angeführt werden. Besprich die Problematik am besten offen mit Deiner HNO Ärztin.
Es gibt wenige Logopädinnen, die sich auf das Abenteuer "Logopädie bei Transsexuellen" einlassen wollen. Wir können die transgenderfreundliche Klinik des AKH Wien wärmstens empfehlen, an der auch Stimmoperationen durchgeführt werden:
Fr. Dr. Berit Schneider-Stickler, Tel. +43 1 40400-33680
Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien
Weitere, auf Transsexuelle spezialisierte Logopäden mit der wir sehr gute Erfahrungen haben:
Logopäde Robert Bauer, MSc
Bockfließ, am Schloßplatz 2/2, Weinviertel
Tel: 0664 – 861 93 67
Logopädin Mag. Iris Gattol (KFA)
Messenhausergasse 11/21, 1030 Wien
Tel: 0650 - 44 288 65
Logopädin Gerlinde Ink
Kettenbrückengasse 23/3/5, 1050 Wien
Tel: 0650 26 65 332
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Faszinierender Artikel von Melanie Anne Phillips, die durch Sprechtechnik zu einer weiblichen Stimme gefunden hat. Sie vermittelt ihre persönlichen Erfahrungen zum selber ausprobieren.